Galactose ist ein natürlich vorkommender Zucker, der im Milchzucker der Milch und von Milchprodukten reichlich vorhanden ist. Der Milch- zucker  besteht   zu  gleichen   Teilen aus den Monosacchariden Glucose und Galactose. Der Körper benötigt Galactose für den Bau und die Funktion von Zellen, was besonders für  den  sich rasch entwickelnden Säugling zutrifft. Daher die hohe Konzentration von Galactose als Bestandteil des Milchzuckers (Laktose) in der Muttermilch. Der menschliche Organismus kann ohne Galactose die Struktur der Zellen und damit ihre vielfältigen Funktionen nicht erfüllen. Galactose ist nicht nur in den Strukturen der Zelle vorhanden, sondern auch in Eiweißstoffen (Proteine)  des Blutes, z.B. in  den  Antikörpern, den Gerinnungsfaktoren, Eisen- und Kupfer-transportierenden Eiweißen oder in  Wachstumsfaktoren, um nur  einige  zu nennen.  Diese beiden „Schwesterzucker” unterscheiden sich strukturell  nur   geringfügig.   Dieser geringe Unterschied bewirkt jedoch, dass Zellen Galactose im Gegensatz zu Glucose ohne die Vermittlung  von Insulin aufnehmen können. Das ist ein entscheidender Vorteil von Galactose.

Bei einer Reihe von Krankheiten ist die Vermittlung der Aufnahme von Glucose durch Insulin gestört. Für diese Vermittlung  muss Insulin von den Zellen erkannt werden. Dazu ist an der Zelloberfläche eine Antenne notwendig, das ist der Insulin-Rezeptor – eines der wichtigsten Moleküle in der Regulation des Stoffwechsels.  Er kann durch Toxine geschädigt werden, die normalerweise von der Leber abgebaut wer- den, was für Ammoniak zutrifft. Das ist der  Fall  bei  Leberschäden wie  der hepatischen Enzephalopathie (häufig durch Alkohol bedingt) oder bei der Alzheimer’schen Erkrankung.

Ähnlich schädlich sind von außen kommende Giftstoffe, die Endotoxine, die bei bakteriellen Infektionen gebildet  werden  (z.B. der  Sepsis, MRSA, ORSA) und zu den schwersten Krankheiten führen können. Vermutlich führen auch Stress, einseitige Ernährung und Bewegungsmangel zu einer Beeinträchtigung der Insulin-Rezeptor- Funktion. Immer führt sie zu einer Unterversorgung der Zellen mit Glucose.

Ein Glucose-Mangel ist für die Zellen des Gehirns besonders schädlich, da Glucose für das Gehirn das einzige Nährsubstrat ist. Es  benötigt  pro Tag 100g und mehr! Im Gesamtblut stehen ihm jedoch nur 5g zur Verfügung. Für die Aufrechterhaltung von Hirnfunktionen ist die Versorgung mit Glucose essentiell, da Aminosäuren oder Fettsäuren nicht wie in der Leber oder der Muskulatur verwendet werden können. Am Anfang der Alzheimer’schen Erkrankung steht ein Mangel an Glucose in den Hirnzellen, der dessen kognitive Fähigkeiten mindert  – besonders auf- fällig die Gedächtnisleistung mindert. Hier kann nun Galactose helfen. Da sie Insulin-unabhängig in die Zelle gelangt und dort rasch und quantitativ in Glucose umgewandelt  wird,  beseitigt sie in Frühstadien den Energiemangel und wirkt dem Gedächtnisverlust entgegen. Galactose bietet sich daher als nebenwirkungsfreies Nahrungsergänzungsmittel in Frühstadien der Alzheimer’schen Erkrankung an, jedoch auch bei ausgeprägten Leberschäden oder der Sepsis.

Galactose hat  sich beispielsweise auch bei der Minderung der Symptome bei der Tagesmüdigkeit als wirksam erwiesen.

Bei Patienten mit  dem nephrotischen Syndrom, die an einer fokal segmentalen  Glomerulosklerose (FSGS)  leiden, wurde von der Arbeitsgruppe um Dr. Virginia J. Savin gezeigt, dass Galactose den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamt und damit die kontinuierlich notwendige Dialysebehandlung (und die Notwendigkeit  der Transplantation im fortgeschrittenen Stadium) minimiert.

Im allgemeinen beträgt die täglich benötigte Menge Galactose etwa 10 g (2 bis 3 Dosen), die in irgendeiner Flüssigkeit einzunehmen ist, am besten vor einer Mahlzeit.

Milchzucker (Laktose), der zur Hälfte aus Galactose besteht, kann Galactose nicht  ersetzen, da 10 % der Europäer (und weltweit  25 % der Bevölkerung) an einer Milch- oder Laktoseunverträg- lichkeit leiden. Die Einnahme von Laktose würde bei ihnen zu empfind- lichen Magen-Darm-Beschwerden füh- ren. Außerdem ist das Milchzucker- spaltende Enzym (die Laktase) in unse- rem Dünndarm viel zu wenig aktiv, um Galactose in  wirksamer Menge  aus Laktose zu gewinnen.

 

Praxistipp

Progalin enthält 100% reine D (+) Galactose und ist in Dosen zu 250 g und 500 g in der Apotheke erhältlich.

Verzehrempfehlung: 3 x täglich 3-4 g Galactose Pulver (=  Tagesdosis: 9-12  g Galactose). Ein gestrichener Messlöffel (liegt bei) entspricht 4 g.

Das Pulver kann je nach Geschmack unter  Speisen gemischt  werden.  Auf Grund  des relativ süßen Geschmacks eignet sich Galactose zum Süßen von Speisen. Für eine optimale Aufnahme wird das Pulver in 1/2 l Wasser aufgelöst.